Musik für den Stummfilm (Buch)

Analysierende Beschreibung originaler Filmkompositionen. Inaugural Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig- Maximilians-Universität München (Institut für Musikwissenschaft, Prof. Dr. Rudolf Bockholdt) 1992

Buchfassung in der Reihe: Europäische Hochschulschriften, Reihe 36: Musikwissenschaft, Bd.94, Verlag Peter Lang (ISBN 3-631-45391-4) Frankfurt*Berlin*Bern*NewYork*Paris*Wien 1993, 384 S., zahlreiche Notenbeispiele

 

Zu bestellen (Preis: ca. 55.- €) bei: Verlag Peter Lang GmbH, Eschborner Landstr. 42-50,
D- 60489 Frankfurt/Main oder: Rainer.Fabich@t-online.de

Buchrückentext:
Originale Filmkompositionen entstanden während der Stummfilmzeit in besonderen Fällen (z.B. Der Student vonPrag, Die Nibelungen, Panzerkreuzer Potemkin, Entr`acte/Cinéma, Das Neue Babylon) neben den üblichen Kompilationsmusiken. Dabei arbeiteten Komponisten (z.B. C. Saint-Saëns, P. Mascagni, E. Satie und D. Schostakowitsch) mit Regisseuren (z.B. R. Clair, S. Eisenstein, G. Kosinzew und F. Lang) und anderen Künstlern unterschiedlichster Bereiche z.T. eng zusammen. In jahrelangen Recherchen wurde umfangreiches, oft schwer zugängliches Material zusammengetragen und aufgearbeitet, um dieses wenig erforschte Gebiet erstmals in einer umfassenden Beschreibung zu behandeln. Dabei wurden jüngere Film- und Musik-Rekonstruktionen mit berücksichtigt. Nach einem allgemeinen, theoretischen Teil (Geschichte, «Musikalische Gestaltungsformen», «Musikdramaturgie», «Relationen von Musik und Bild» u.a.) untersucht der Autor in acht ausführlichen Einzel-
analysen die Themenbereiche: Entstehungsgeschichte, musikalische Struktur, dramatur- gische Konzeption von Musik und Film. Dabei werden zahlreiche interessante Gestaltungmodelle aufgezeigt, die nicht nur zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Filmmusikpraxis Anwendung finden, sondern z.T. noch darüber hinaus verweisen.

INHALT

– Geschichte der Filmmusik: Deutschland, Frankreich, Italien und Sowjetunion

– Gestaltungsformen: Kompilation, Illustration, “Autorenillustration”, “Die originale Filmkomposition”
– musikalische Aufführungspraxis: die Musiker und ihre Ensembles, Kinoorgel u.a.;  Synchronisation von Film und Musik
– Musik und Geräusch: reale Geräuschimitation, musikalische Stilisierung  von Geräusch, Synthese von Musik und Geräusch

– Grundlegende Aspekte zum Film
Ontologische Struktur, Gemeinsamkeiten von Film und Musik, filmische Gestaltungsmittel

– Musikdramaturgie
Theoretische Modelle, dramaturgische Funktionen der Musik, “Das Musikszenarium”, Relationen von Bild und Musik, Synchronismus/Asynchronismus, Musik und Montage

– Filmmusik
Terminologie, Modelle, Parallelen zu historischen Vorbildern: Bühnen-, Schauspiel- und Inzidenzmusik,  Oper/ Musikdrama, Programmusik, Sinfonische Dichtung, Struktur von Filmmusik, u.a. Musikszene, Leitmotiv, Zitat, On-Musik

Analysierende Beschreibung ausgewählter Beispiele:

L`ASSASSINAT DU DUC DE GUISE / Die Ermordung des Herzogs von Guise
Musik: Camille Saint-Saëns, Regie: André Calmette/Charles Le Bargy, Frankreich 1908

DER STUDENT VON PRAG
Musik: Josef Weiss, Regie: Hanns Heinz Ewers/Stellan Rye, Deutschland 1913

RAPSODIA  SATANICA
Musik: Pietro Mascagni, Regie: Nino Oxilia, Italien 1914

DIE NIBELUNGEN
Musik: Gottfried Huppertz, Regie: Fritz Lang, Deutschland 1924

CINEMA. ENTR ´ACTE SYMPHONIQUE
Musik: Eri Satie, Regie: René Clair, Frankreich 1924

BRONENOSEZ POTJOMKIN / Panzerkreuzer Potemkin
Regie: Sergej M. Eisenstein, UdSSR/1925,  Musik: Edmund Meisel, Deutschland 1926

DIE WUNDERBARE LÜGE DER NINA PETROWNA / LE MENSONGE DE NINA PETROWNA
Musik: Maurice Jaubert, Frankreich, Regie: Hanns Schwarz, Deutschland 1929

NOWY WAWILON / Das Neue Babylon
Musik: Dimitri Schostakowitsch, Regie: Grigori Kosinzew / Leonid Trauberg, UdSSR 1928

Rezensionen:

«Das Buch schließt eine große Lücke in der Musikgeschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts.»
(Christian Baier, Österreichische Musikzeitschrift, Nr.10-11, 1993)

«Vielleicht würde heute Igor Strawinskys Antwort auf die Frage, was Filmmusik sei, angesichts der Entdeckungsfreudigkeit angehender musikwissenschaftlicher Akademiker anders  lauten als “bemaltes Papier”, verbunden mit dem Hinweis zur Bescheidung auf ihre Aufgabe als “Tapete”. Mit Staunen würde er das Bemühen registrieren, dass sich Fabich  in seiner vorliegenden Studie auferlegte, eigens für den Film komponierte Musik …  als das künstlerische der Stummfilmzeit zu begreifen und ihr einen adäquaten Stellenwert zuzuweisen.»
(Beate Hiltner, Neue Musikzeitung 2/1994)

« … hier ist eine sehr wertvolle Materialsammlung entstanden. Zudem hat der Autor sehr gründlich recherchiert. Die mühsame Quellenarbeit versteckt sich in den Fußnoten. Sie wird für die historisch getreuen Aufführungen alter Filme von großem Nutzen sein» (Helga de la Motte, Die Musikforschung, 4/95)

«Rainer Fabich hat in seiner Dissertation nach jahrelangen Recherchen umfangreiches und schwer zugängliches Material zusammengetragen und aufgearbeitet.» (Medien & Erziehung, 1/96)